Dr. med. Thomas Brackmann & Dr. med. Angelika Ptok & Dr. med. Willi Roßberg

Tinnitusdiagnostik und Tinnitustherapie

Bei Ohrgeräuscherkrankungen setzen wir insbesondere die in der Rubrik Hörprüfungen geschilderten Untersuchungen zur Abklärung einer möglichen Entstehungsursache des Ohrgeräusches ein.

Der akute Tinnitus kann in manchen Fällen medikamentös behandelt werden. Sollten sich die akut eingetretenen Ohrgeräusche im weiteren Verlauf nicht hinreichend zurückbilden und mit Schlaf- oder Konzentrationsstörungen bzw. mit Verstimmungen einhergehen, kann eine sogenannte Tinnitus-Retraining-Therapie sinnvoll sein. Die Tinnitus-Retraining-Therapie beinhaltet die Wiederherstellung einer normalen Geräuschverarbeitung, die Behandlung seelischer Störungen sowie die Minderung tinnitusbedingter Stressreaktionen. Diese Therapieform hat sich an den führenden in- und ausländischen Tinnituszentren durchgesetzt und kann von uns vermittelt werden.

Wie entstehen Ohrgeräusche (Tinnitus)?

Wenn man die Ohrgeräusch-Problematik verstehen will, muss man wissen, wie das Hörsystem funktioniert:

Im Innenohr werden die Schallwellen in elektrische Nervenimpulse umgewandelt.  Da diese elektrischen Impulse sehr klein sind, müssen sie verstärkt werden, bevor sie von bestimmten Arealen des Gehirns als Höreindruck wahrgenommen werden können. Diese Verstärker arbeiten jedoch ähnlich wie z.B. ein Verstärker in einem Radio “ nicht ganz sauber“ sondern erzeugen auch Nebengeräusche, die als Ohrgeräusch wahrgenommen werden können. Normalerweise werden diese Nebengeräusche/Ohrgeräusche in einem Filtersystem, das sich zwischen dem Verstärker und dem Hörwahrnehmungszentrum befindet, eliminiert.

Wenn ein akuter Innenohrschaden eintritt, hat das zur Folge, dass die Schallwellen im Innenohr weniger Nervenimpulse auslösen. Um trotzdem zu einem wahrnehmbaren Höreindruck zu gelangen, wird der Verstärker innerhalb der Hörbahn reflektorisch auf eine größere Leistungsstufe gestellt; dieses hat jedoch auch zur Folge, dass mehr Nebengeräusche/Ohrgeräusche entstehen. In dieser Situation kann es vorkommen, dass die Kapazität des Filtersystems nicht mehr ausreicht, um die Nebengeräusche/Ohrgeräusche vollständig zu beseitigen; die Nebengeräusche/Ohrgeräusche werden wahrnehmbar.

Bei über 90% der Patienten „erkennt“ das zentrale Hörsystem im Laufe der Zeit, dass es sich bei dem Tinnitus um eine unwichtige Information handelt. Akustische Informationen, die das Prädikat „unwichtig“ bekommen haben, werden in dem oben genannten Filter des zentralen Hörsystems abgeschwächt. Das bedeutet, dass diese Signale in den Hintergrund der Hörwahrnehmung treten. Sie werden nur noch wahrgenommen, wenn der Patient seine Aufmerksamkeit auf sie richtet; d.h. ihnen vorübergehend das Prädikat „wichtig“ gibt.

Wie kommt es nun dazu, dass sich der Tinnitus bei einigen Patienten im Laufe der Zeit nicht abschwächt sondern eher an Intensität gewinnt? Das zentrale Hörsystem ist insbesondere auf der Ebene der Filter eng mit dem emotionsverarbeitenden System (dem limbischen System) verknüpft. In diesem Filter kann – wie schon oben erwähnt – das Tinnitussignal eliminiert bzw. abgeschwächt werden. Bei akuten oder chronischen Überforderungen oder im Falle eines ungelösten Konfliktes nimmt die Erregung im emotionsverarbeitenden System zu. Diese erhöhte Aktivität kann über Nervenverbindungen den Filter des zentralen Hörsystems erreichen und dessen Funktion hemmen. In den o.g. Situationen kommt es also infolge einer Funktionsstörung des  Filters im zentralen Hörsystems dazu, dass die Tinnitussignale nicht reduziert sondern in unveränderter Intensität dem Hörwahrnehmungszentrum zugeführt werden. Dadurch, dass die Ohrgeräusche häufig mit dem Prädikat „Angst“ versehen werden, wird ihre Wahrnehmung oftmals noch intensiviert.

Aus dem bisher Gesagten folgt, dass man bei Patienten mit einem länger anhaltenden und deutlich störenden Tinnitus mit Hilfe eines Arztes für psychosomatische Medizin nach Überforderungen fahnden sollte, um diesen häufig anzutreffenden Faktor bei der Therapie zu berücksichtigen.

Noch eine letzte Anmerkung: In ruhiger Umgebung wird der Verstärker unseres Hörsystems reflektorisch auf eine höhere Leistungsstufe gestellt; in dieser Situation kommt es deshalb oftmals zu einer Intensivierung der Ohrgeräusche. Absolute Ruhe sollte deswegen vermieden werden; beim Einschlafen z.B. sollten Sie eine CD mit Musik, bei der Sie sich gut entspannen können, leise abspielen.

Bezüglich weiterer Informationen zum Thema Tinnitus verweisen wir auf die Internetseite der Tinnitus-Liga